Medizin und Gesundheit
    Inhalt:
    Gesundheitswesen kritisch betrachtet
    Impressionen aus einer Arztpraxis
    Ein Tag im Krankenhaus
    AIDS-Kranker von Polizisten erschossen
    Aufgelesen – Fakten zur Blutspende
    Nur 38 gemeldete Selbstmorde 1987
    Bewässerung begünstigt Ausbreitung der Bilharziose und der Malaria
    Ägypten startet einen nationalen Kreuzzug gegen die Plage der Bilharziose
    El-Salam-Hospital in Hurghada eröffnet

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Gesundheitswesen kritisch betrachtet
von Dr. Dusoki

Papyrus-Logo Nr. 3/85, pp. 12—15

Seine persönliche Sicht über das Gesundheitssystem vermittelt uns ein ägyptischer Arzt, der 23 Jahre medizinisch in der Bundesrepublik Deutschland tätig war und nun seit Oktober 1980 in Kairo eine eigene Facharztpraxis leitet.

Nach 23 Jahren medizinischer Tätigkeit in der BRD (Studium, Facharztausbildung, Arbeit in der eigenen Praxis und in Krankenhäusern) ist es für einen ägyptischen Arzt sehr schwer, über Medizin in Ägypten zu schreiben, da er automatisch Vergleiche ziehen muß und dadurch die Bilanz für die ägyptische Seite negativ wird. Es schmeckt auch bitter, über das eigene Land negativ zu schreiben.
Zwischen "objektiv bleiben" und "Patriot" sein ist eine stachelige Grenze gezogen, die nur Menschen in meiner Situation spüren können.

Medizin. Institutionen in Ägypten sehen für mich wie die bunten Kleider auf der Straße in Altkairo aus.
Folgende Institutionen sind vorhanden:

  1. Arztpraxen
  2. Gesundheits-"Units" in Dörfern
  3. "Mustawsafaat"
  4. Krankenhäuser des Gesundheitsministeriums
  5. Krankenhäuser, die der Armee gehören (wie z.B. das Militärkrankenhaus Maadi und das Koppa-Krankenhaus)
  6. Universitätskliniken
  7. Krankenhäuser, die Ärzten gehören und von Belegärzten mitbenutzt werden
  8. sog. "Istethmar"-Krankenhäuser (eine Art Aktiengesellschaft – Hauptaktionäre sind aber meist nicht Ärzte)
  9. Krankenhäuser der Versicherung (wie z.B. 6. Oktober-Krankenhaus oder Mokattam-Krankenhaus)
  10. Krankenhäuser einzelner Berufe (wie z.B. Lehrer-Krankenhaus, Polizei-Krankenhaus, Krankenhaus für Agrarangestellte)

Die oben genannten Krankenhäuser sind nicht mit den verschiedenen Krankenhäusern in der BRD (wie etwa evangelische, katholische oder städtische Krankenhäuser) zu vergleichen, die alle den gleichen Gesetzen unterstehen, mit gleichem Aufgabenbereich, und letztlich alle dem Gesundheitsministerium unterstellt sind.
Anders als in der BRD sind für jede Art von oben genannten Krankenhäusern bestimmte Arztgruppierungen zuständig und sogar bestimmte Patientengruppen.

Bei der Ärztekammerwahl (Nekabat el Atebba') merkt man ganz deutlich die drei wichtigen Gruppen:

  1. die Gruppe der tätigen Ärzte an der Universität
  2. die Gruppe der tätigen Ärzte an den Militärkrankenhäusern
  3. die Gruppe der Ärzte des Gesundheitsministeriums

Daneben gibt es neuerdings die Gruppe der Ärzte der Versicherung.

In Bezug auf den Patienten bemerkt man folgendes: Jeder Arzt achtet in erster Linie auf die Interessen seiner eigenen Praxis und nicht auf die des Krankenhauses, egal welcher Kategorie zugehörend. Um in eines dieser Krankenhäuser aufgenommen zu werden, ist es fast die Regel, daß man die Praxis des dort tätigen Arztes zuvor aufgesucht haben muß, sonst wird man sehr wahrscheinlich abgewiesen. Wird der Patient trotzdem aufgenommen, wird er häufig vernachlässigt oder dem Medizinalassistenten (Imtias) überlassen.

Die Gesundheits-"Units" in den Dörfern wurden ursprünglich geschaffen, um den ägyptischen Bauern eine kostenlose medizinische Versorgung zu bringen. Dies brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Der frischgebackene Arzt wird direkt nach Beendigung seiner Medizinal-Assistenten-Zeit in diesen Units allein als selbständiger Arzt eingesetzt, ohne die notwendige Erfahrung und irgendeine medizinisch-technische Hilfe. So steht er oft hilflos den Gesundheitsproblemen der ägyptischen Landbevölkerung gegenüber, kann kaum mehr tun, als eine begrenzte Zahl von Tabletten zu verteilen. Sein Lohn aber reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben.

Um diese Mißstände abzuschaffen, verlangte die neu gewählte Ärztekammer in Kairo, daß das Gesundheitsministerium den jungen Ärzten offiziell erlaubt, eigene Praxen neben diesen Units zu führen. Ich meine, dann braucht man die Units nicht mehr und könnte die gesparten Gelder für andere wichtige Aufgaben verwenden.

Die "Mustawsafaat" sind private oder durch Wohltätigkeit gegründete Gemeinschaftspraxen. Manche von ihnen sind hervorragend geführt und leisten tüchtige und umfassende medizinische Hilfe. Auch die Kosten für den Patienten sind auf den kleinen Mann zugeschnitten. Manche Praxen davon sind sogar mit sehr modernen medizinischen Geräten ausgestattet.

Über die staatlichen Krankenhäuser brauche ich nicht viel zu sagen. Ihr Ruf unter der Bevölkerung ist ausreichend bekannt. Regierungskrankenhäuser sind für den Patienten kostenlos.

Karikatur

"Hätte ich gewußt, daß das Bett am Tag
50 Ägyptische Pfund kostet,
wäre ich nie krank geworden!"

Um die Mißstände in den staatlichen Krankenhäusern zu vermeiden, kamen manche tüchtigen Geschäftsleute auf den Gedanken, moderne und technisch gut versehene Krankenhäuser zu eröffnen. Sie haben die sog. "Istethmar"-Krankenhäuser gebaut und einige Professoren als Aktionäre für sich gewonnen und sich so versichert, daß das Krankenhaus gut belegt wird und verdient.

Obwohl die Abteilungen in diesen Krankenhäusern mit sehr bekannten Professorennamen besetzt sind, sieht der Patient diesen Professor nur äußerst selten, er wird von dem "Naib" betreut. Dieser Naib kommt zum Istethmar-Krankenhaus schon müde von anderen Tätigkeiten des Tages: meist in der Universitätsklinik am Vormittag, nachmittags in einem Istethmar-Krankenhaus, abends in einer eigenen Praxis in einem Volksviertel, in der Nacht Nachtwache auf einer Intensivstation. Die Schichten des Naib wechseln, je nach der Arbeitszeit seiner Haupttätigkeit in der Universität. Auch die Professoren arbeiten in mehreren Krankenhäusern gleichzeitig, was selbstverständlich noch neben ein oder zwei eigenen Praxen ist – und natürlich alles neben der Lehrtätigkeit an der Universität.

In Deutschland ist man gewöhnt, einen bestimmten Arzt für den Patienten zu finden, den man über den Zustand etc. befragen kann. Dies ist hier kaum möglich. Der Professor, unter dessen Namen die Abteilung läuft, ist kaum zu finden. Vielleicht sind drei, vier oder fünf Tage verflossen, und er hat den Patienten nicht einmal gesehen. Der Naib aber wird oft gewechselt, und deshalb ist es natürlich schwierig, eine Auskunft über einen Patienten zu bekommen.

Wenn die medizinische Seite auch nicht optimal ist, so ist doch die Sauberkeit und die technische Versorgung in diesen Krankenhäusern lobenswert hervorzuheben. Wenn es einmal gelingt, für diese Krankenhäuser einen Ärztestab, der ausschließlich dort arbeitet, zu schaffen, dann hätten wir in Kairo Krankenhäuser, die den Rang europäischer und amerikanischer hätten.

Vielleicht sind die besten Krankenhäuser in Ägypten die sogenannten Militärkrankenhäuser, wie z.B. das Maadi-Militärkrankenhaus. Vielleicht darum, weil eine bestimmte Zahl von Ärzten immer anwesend sein muß und das Pflegepersonal militärischer Disziplin untersteht. So ist der Patient relativ besser versorgt.

Der wichtigste Punkt, um das medizinische System zu verbessern und es fähig zu machen, seine Aufgaben zu erfüllen, ist, daß man zwischen Krankenhausarzt und Arzt mit eigener Praxis trennen muß.

Karikatur
"Sie wollen eine Narkose vor dem Eingriff?
Wissen Sie nicht, daß wir sparen müssen?"

Aber auch die Professoren sollten sich weitgehend ihren Aufgaben widmen, lehren, forschen und ihre medizinische Fähigkeit allein auf die Universität beschränken. Ich weiß, das würde den ägyptischen Staat Hunderte von Millionen Pfund kosten: Um den Arzt ausschließlich im Krankenhaus zu beschäftigen, muß sein Lohn (monatliches Anfangsgehalt eines jungen Arztes z.Zt. 42 LE) vielleicht um das Zehnfache erhöht werden. Das ist z.Zt. unmöglich, da alle anderen beim Staat Angestellten, wie etwa Ingenieure, Lehrer und Büroangestellte etc., mit ihren Forderungen nachziehen würden. Aber ein Anfang kann jetzt geschehen:

Die Professoren sollten wählen zwischen Universitätsarbeit, Tätigkeit an Krankenhäusern oder in Praxen. Es ist nicht uninteressant in diesem Zusammenhang zu wissen, daß im Gegensatz zu den Universitäten in Europa und Amerika auf den ägyptischen Universitäten, besonders aber in Kairo, viel zu viele Professoren tätig sind. Ein Viertel dieser Zahl aber, konzentriert auf Forschung und Lehrtätigkeit, wäre gesünder für die Ausbildung und Qualität des medizinischen Standes. Es kommt doch auf die "Qualität", nicht auf die "Quantität" an – und es würde uns nicht viel kosten.

Die sogenannten Istethmar-Krankenhäuser verdienen genug, um einen eigenen Ärztestab bei sich zu konzentrieren – der Rest der Professoren könnte hier mit hohem Lohn eingestellt werden. Das ist der Anfang...

Ich kann behaupten, daß der von früher her gepriesene Ruhm des ägyptischen Arztes nicht untergegangen ist. Dafür spricht der Erfolg von Hunderten von ägyptischen Ärzten in Europa und Amerika. Nur das Gesundheitssystem in Ägypten muß bald möglichst reorganisiert werden, damit "El Hakim" das passende Milieu wiederfindet und seiner ursprünglichen Tätigkeit wieder nachgehen kann.

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Impressionen aus einer Arztpraxis
von Dr. Dusoki

Papyrus-Logo Nr. 3/85, pp. 19—21

1. Die Diagnose

Hassan, ca. 48 Jahre alt, kommt in meine Praxis. Seine Haut ist bronzeartig dunkel verfärbt – eine Farbe wie wir sie bei Leberkranken sehen können. "Ich war immer ganz gesund", erzählt Hassan, "aber seit zwei Monaten spüre ich Schmerzen im rechten Oberbauch und habe erbrochen. Mein Bruder sagte mir am nächsten Tag, meine Augen seien gelb geworden. Ich ging zum Arzt, der stellte fest, ich hätte eine infektiöse Hepatitis und verschrieb mir ein Rezept, darauf standen sieben Medikamente. Die Verwandten sagten mir, bei dieser Krankheit muß ich zum 'Krankenhaus für Infektionskrankheiten', also ging ich hin. Der Doktor im Krankenhaus bestätigte die Diagnose, strich aber drei Medikamente vom Rezept und schickte mich nach Hause. Seitdem fühle ich mich nicht wohl, bin müde und schlapp und mache meine Arbeit nur mit Mühe. Ich bin zum Betriebsarzt gegangen vor zwei Wochen, beklagte mich, er schrieb mir ein neues Rezept. Die Beschwerden hielten an, deshalb wollte er mich heute zur Uni-Klinik schicken, weil er nichts mehr für mich tun könne. Da entschieden meine Verwandten und ich, daß wir zu Ihnen gehen."

Ich: Hassan, zeige mir deine Leberbefunde.
Hassan: Ich habe keine "Befunde".
Ich: Dann mußt du deine Laborbefunde vom Doktor bringen.
Hassan: Der Doktor hat keine Befunde. Es sind keine Laboruntersuchungen gemacht worden.
Ich: Wieso?? Wie konnte der Doktor sagen, daß du Hepatitis hast?
Hassan: Ich war etwas gelb.
Ich: Aber das reicht nicht, Hassan, um eine Hepatitis zu diagnostizieren. Es gibt viele Umstände, wo man gelb wird und keine Hepatitis hat. Hat man im Krankenhaus diese Labortests durchgeführt?
Hassan: Nein...
Ich: Aber wie konnte der Doktor dort die Diagnose Hepatitis bestätigen?
Hassan: Ich habe dir doch gesagt, ich war gelb und die Leber tat mir weh. Ich habe das dem Doktor gesagt und er sagte mir, das muß Hepatitis sein, strich drei von sieben Medikamenten und meinte das reiche.
Ich: Hassan, wir müssen die Leber testen, wir versuchen die Leber und die Gallenblase zu schauen.

Die junge Ärztin stellt das Ultraschallgerät an, Hassan liegt auf der Untersuchungsliege, und die ersten Bilder zeigen:
Hassan ist bestimmt schon seit Jahren leberkrank – er hat Leberzirrhose.

2. Der Arztbrief

Der Jemenit Ahmed ist 40 Jahre alt und schwer nierenkrank. Das Gesicht ist angeschwollen mit deutlichen Augenrändern, die Beine sind dick, und Ahmed ist sehr kurzatmig, immer müde und schlapp. Die Untersuchung deutet auf chronische Nephritis mit nephrotischem Einschlag. Was soll ich machen? In meiner Praxis kann ich ihn nicht behandeln, aber wo schicke ich ihn hin?

Ich habe kurz mit den Verwandten von Ahmed gesprochen, sie entschieden sich schnell, ihn zu einem Urologen in einem Krankenhaus zu schicken. Ich muß also einen Bericht an den bekannten Urologen in Englisch schreiben, in dieser Sprache fühle ich mich aber nicht so sicher. Ich hole meine Frau, schicke nach meiner Nichte, die in Ägypten Medizin studiert hat, dann stapeln wir fünf Lexika: ein medizinisches Lexikon englisch-deutsch, ein zweites deutsch-englisch, ein normales Lexikon englisch-deutsch und deutsch-englisch, ein viertes englisch-arabisch und arabisch-englisch, ein fünftes Lexikon für Medizin in englisch-arabisch.

Mit dieser ganzen Ausrüstung wollen wir den Arztbrief schreiben, der vom Deutschen ins Englische übersetzt werden muß.
Die deutsche Fassung hat nicht lange gedauert. Denn die ganze Zeit sehe ich Dr. Hueren vor mir mit seinem kleinen Körper, seiner großen Brille und seinem weiten Mund: er versucht wieder, mir zu zeigen, wie man einen Arztbrief schreibt. "Der Arztbrief ist ein Dokument!" – dieser Satz Dr. Huerens dröhnte mir wieder in meinen Ohren.

Dr. Hueren war der Chefarzt der medizinischen Abteilung im Städtischen Krankenhaus Heinsberg/Rhld. in der Nähe von Aachen. Stundenlang mußte jeder Assistenzarzt zu ihm in seine Villa kommen, stundenlang mit ihm Arztbriefe korrigieren, stundenlang Anweisungen bekommen, damit das Dokument sein richtiges Aussehen bekam. Wir bedauerten immer den Kollegen, der gerade an der Reihe war, denn das bedeutete, stundenlang sitzen, reden, diskutieren, auch oft getadelt werden – und das alles ohne eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken. Dr. Hueren war nämlich fürs Fasten, es ist gesund. Er hatte diese Weisheit nach seinem zweiten Herzinfarkt gelernt.

Jetzt in meiner Praxis in Kairo bin ich zum ersten Mal mit Dr. Hueren zufrieden. Ich will jetzt ein Dokument schreiben, einen richtigen und umfassenden Arztbrief. Ich bin hier neu, mein Name steht oben auf dem Brief, und daß ich in Deutschland studiert habe. Was sollen die Leute von der deutschen Medizin denken, wenn der Arztbrief über den Jemeniten Ahmed nicht die deutsche Ehre repräsentieren kann? Ich habe keine Ruhe gegeben, bis ich im Geist die lachende Bewunderung Dr. Huerens sah. Nun müssen drei Personen und fünf Lexika an die Übersetzung ins Englische gehen. Die Lexika gehen von Hand zu Hand, Konsultation hin und her, fünf Stunden lang, endlich ist das Dokument von vier vollen Seiten fertig. Die Vorgeschichte der Erkrankung von Ahmed, der "Quat", den er gerne im Jemen genossen hat, die klinische Untersuchung, die Ultraschalluntersuchung, die Laborbefunde, die bisherige Therapie. Darunter meine Unterschrift, der Stempel – alles ganz offiziell. – Ein Arztbrief à la Dr. Hueren, d.h. ein Dokument, gründlich und genau, ich habe meinen Namen und die deutsche Ehre gerettet.

Der Jemenit Ahmed ging mit dem Brief und seinen Befunden zum Krankenhaus. Zehn Tage später kam er wieder in meine Praxis, schleichend. Bevor er versuchte, meine Fragen zu beantworten, suchte er sich einen Stuhl, atmete mühselig und sagte dann, daß die im Krankenhaus ihn nach Hause geschickt hätten. "Hast Du Papiere mitgebracht?" "Ja, ein Rezept." "Hast Du einen Arztbrief mitgebracht? Was hat man bei Dir gefunden? Was hat man bei Dir gemacht, wie soll es weitergehen? Wir müssen einen Arztbrief bekommen..."

Ich warte jetzt vier Jahre auf diesen Arztbrief – und Ahmed ist längst tot.

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Ein Tag im Krankenhaus
von Annegret Haensel

Papyrus-Logo Nr. 5—6/89, pp. 82—83

Pickelchen, Pöckchen, Wärzchen, wie ich dieses winzige "Etwas" an meinem kleinen Finger nennen mochte, es blutete jedesmal, wenn ich meinen Ring darüberzog. Da gab es kein langes Überlegen, es mußte entfernt werden. Zweimal hatte ich etwas ähnliches in Deutschland bereits behandeln lassen: das war eine Sache von zehn Minuten gewesen. Ein Krankenhaus mit Ärzten aller Bereiche fand sich gleich um die Ecke; übrigens nichts besonderes in einer Stadt, in der es von Hospitälern wimmelt. Sollte ich mich da im Irrgarten des Kairener Straßennetzes auf die Suche nach einem Hautarzt begeben?

Der Termin wurde zum nächsten Tag auf zwölf Uhr festgelegt.
Ich wartete längere Zeit zwischen einer wechselnden Anzahl von Leuten an der Rezeption, da ich nicht schnell genug ein System durchschaute, das mitunter jemanden aus der letzten Reihe als ersten abfertigte. Schließlich brachte ich mein Anliegen vor. Name und Anliegen wurden säuberlich in zwei Listen eingetragen. Danach führte mich eine herbeigerufene Krankenschwester in die Registratur. Hier nun wurden meine Personalien vollständig aufgenommen, anhand meines Ausweises und mit mehreren Durchschlägen. Nicht genug damit bedurfte es noch einer besonderen Kopie für eine spezielle Akte. Das Formular mit meinem Paßfoto glitt durch einen gleich neben dem Schreibpult befindlichen Apparat. Offensichtlich hatte der Vervielfältiger einen schlechten Tag, denn er spuckte nach einigem Zögern ein zwar kopiertes, aber zusätzlich fein plissiertes Blatt heraus, das sich auf keine Weise glätten ließ. Der nächste Bogen zeigte nichts weiter als mein Konterfei, dazu schwarz wie der Teufel. Dann kamen lediglich ein paar bläßliche Personalien zum Vorschein. Weitere Versuche häuften den Berg unbrauchbarer Papiere. Man wählte kurzerhand das beste aus, was mich an "das sauberste meiner schmutzigen Hemden" denken ließ. Darauf die Frage: Einzel- oder Mehrbettzimmer? Wenn mich die Vorgänge bis dahin noch leidlich amüsiert hatten, machte mich diese Frage nun sprachlos. Insofern wurde mein Blick auf meinen Ausweis für mich entschieden: Sie bekommt ein Einzelzimmer, und eine Hand streckte sich mir entgegen: Hundert Pfund Vorauszahlung! Ich hielt hilflos meinen kleinen Finger hoch. Das änderte nichts! Man wußte doch Bescheid: Ohne Zimmer keine Operation.
Operation? Einen Augenblick, bitte! Ich will diesen Pickel entfernen lassen.
Jaja, gewiß.
Vielleicht nannte man hier "etwas entfernen" Operation, beruhigte ich mich. Aber das Zimmer?
Ich brauche kein Zimmer!

Man bedeutete mir, daß mich der Doktor bereits erwarte, und eine stoisch dreinblickende Dame aus der Registratur begleitete mich über Treppen und Korridore vor eine Tür, öffnete sie und schloß sie hinter mir. Ich sah mich um. Ein weißbezogenes Bett vor dem Fenster, ein Spind, Tisch und zwei Stühle. Von der Vorstellung, daß dies "eine Sache von zehn Minuten sei", hatte ich mich zu trennen, das war mir klar. Ich setzte mich aufs Bett, sah auf die Straße hinunter und überflog meinen Zeitplan, der so unerwartet durcheinander geriet. Andere Länder, andere Sitten, vielleicht geht's ab nun rasch. Ich machte mir Mut, als die Tür sich wieder öffnete. Eine junge Helferin mit grobem, ausdruckslosem Gesicht kam herein. Ehe ich mich versah, hatte sie mich bis aufs Hemd entkleidet, stülpte mir einen weißen Kittel über, zeigte auf meine Ohrringe, die abzunehmen seien, und zerrte an meinem straßbesetzten Kämmchen. Die Ohrringe, gut, nicht aber die Kämmchen. Sollte ich mit herunterhängendem Haar, wie ein wiederauferstandener Neandertaler, vor den Arzt treten? Nein, fauchte ich, jetzt ist Schluß! Sie trat einen Schritt zurück, warf meine Kleider in den Schrank, wies auf das Bett und sagte in schlechtem Englisch "sleep a little" und verließ das Zimmer.

Sleep a little? Das war die unaufgeforderte Aufforderung zur Revolte. Ich holte mein Kleiderbündel wieder hervor und zog mich eilig an. Wie erstaunt war die ältliche Nurse in steifgestärkter Schürze, die nun hereintrat. Sie hatte mich gerade in den Operationssaal fahren wollen.
Fahren wollen?
Ja, im Bett.
Ich verlangte den Arzt zu sprechen, und sie vermittelte ein Telefongespräch. Ich erklärte kurz, daß ich mich anders entschieden hätte. Ich wollte die Angelegenheit in Deutschland erledigen.
But why? See... und eine Diskussion begann mit seinerseits immer wieder eingebundenen Erklärungen: Auch ein kleiner Schnitt muß ordentlich gemacht werden.
Gewiß, aber doch nicht im Operationssaal. Das macht man bei uns schnell im Nebenzimmer.
Wir haben kein Nebenzimmer, nur einen Operationssaal. Kommen Sie erst einmal herunter, dann können wir weiterdiskutieren.
Aber ich lasse mich nicht fahren!
Gut, laufen Sie.
Nun wieder im Kittel folgte ich dem Krankenbett, das vier kichernde Schwestern zum Fahrstuhl schoben. Im OP-Bereich durfte ich nicht mehr den Boden betreten. Also doch hinauf auf die Liege, immerhin noch mit baumelnden Beinen. Da aber der Durchgang nur gerade Bettbreite hatte, mußte ich die Füße anziehen. Nun wurde ich doch wie vorgesehen gefahren und ließ es geschehen: Meine Widerstandskraft war gebrochen!

Nach einiger Zeit, die ich auf dem Bett wartend verbrachte, kam der Chefchirurg selbst. Zwischen Haar- und Mundschutz funkelten seine Augen:
You give us a hard time!
Hope to keep my little finger for my beautiful little ring, sagte ich.
Trotz des nicht zu überhörenden Spotts lachte er trocken auf. Nach allem streckte ich mich nun widerspruchslos auf den Operationstisch hin, obgleich diese horizontale Lage das unangenehme Gefühl verstärkte, irgend jemand schleiche sich von hinten mit einer Rundumbetäubungsspritze heimlich an. Nach vollendetem Werk unterließ ich die Frage nach dem Dreieckstuch, um den Arm hochzubinden: ich wollte raus!

Auf dem Flur sprang die Helferin mit den ausdruckslosen Gesichtszügen von neuem auf mich zu und riß an meinem Kämmchen. Ich fuhr hoch, hielt ihr meinen blütenweiß verbundenen Finger entgegen: Ich bin fertig, verstehst du, challas! Sie stolperte zwei Schritt zurück und sah mir, die ich auf dem Bett davongezogen wurde, mit tief mißbilligendem Bedauern nach.

Die Rechnung lautete auf 425 Ägyptische Pfund!

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AIDS-Kranker von Polizisten erschossen
aus: "Middle East Times" vom 22.7.1988
ausgewählt und übersetzt von Barbara Hatour-Satow

Papyrus-Logo Nr. 10/88, p. 58

Ägyptens erster Aids-Toter fiel nicht seiner Krankheit, sondern den Schüssen eines verängstigten Polizisten zum Opfer, der den fliehenden Erkrankten ins Abassia-Krankenhaus einliefern sollte.

Nach Angaben des Gesundheitsministers Ragheb Dwidar gibt es in Ägypten nur 40 Aids-Kranke, von denen 22 Ausländer und der Rest Ägypter sind, die durch Bluttransfusionen infiziert wurden.

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Aufgelesen – Fakten zur Blutspende
aus "Al Ahram Hebdo" vom 17.—23.3.1999
(ohne Autorenangabe)

Papyrus-Logo Nr. 5—6/99, p. 61

Wussten Sie, daß wenigstens 5% der ägyptischen Bevölkerung Blut spenden müsste, damit der Bedarf gedeckt ist?

Bisher sind es aber nur 0,6% der Ägypter, die ihr Blut spenden. Um diese Situation zu verbessern, hat das Gesundheitsministerium, in Zusammenarbeit mit der Schweiz, dieses Problem in Angriff genommen und hofft, das Kontingent von bisher 15.000 Blutkonserven auf 25.000 pro Monat erhöhen zu können.

Das ägyptisch-schweizerische Projekt umfasst zwei Phasen. Die erste, die in zwei Monaten abgeschlossen sein wird, gilt dem Bau einer nationalen Blutbank in Giza. Diese wird damit beauftragt sein, in einer groß angelegten Kampagne die Bevölkerung ganz Ägyptens täglich über die Aufgaben einer Blutbank zu informieren und von deren Notwendigkeit zu überzeugen.

Außerdem hat sie die Aufgabe, alle notwendigen Analysen durchzuführen, um damit die Zuverlässigkeit der Blutkonserven zu garantieren. Die gereinigten Blutkonserven sollen dann auf acht weitere regionale Blutbanken verteilt werden, die wiederum öffentliche und private Krankenhäuser versorgen können.

Die zweite Phase des Projekts sieht die Errichtung weiterer 20 regionaler Blutbanken vor. Dem Ministerium sind dafür eine Hilfe von 32 Millionen Schweizer Franken (76,8 Millionen L.E.) zugesagt worden, die den Bau der dafür notwendigen Einrichtungen und deren Ausstattung ermöglichen.

Mit diesem Projekt hofft man zum einen, eine größere Transparenz in die Blutspende zu erreichen und zum anderen, die Menschen darin zu ermutigen, viermal im Jahr ihr Blut zu spenden.

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Nur 38 gemeldete Selbstmorde 1987
aus "Middle East Times" vom 28.5—3.6.1988
übersetzt und zusammengestellt von Barbara Hatour-Satow

Papyrus-Logo Nr. 10/88, p. 59

Die Selbstmordrate in Ägypten bleibt unter den niedrigsten der Welt und lag 1987 sogar noch niedriger als 1986, als 49 Selbstmordfälle gemeldet wurden. In den USA mit einer fünfmal so großen Bevölkerung wie Ägypten wurden 1987 laut Polizeiberichten 30.000 Selbstmorde verübt.

Motive für den Selbstmord, der im Islam ausdrücklich verboten ist, waren emotionale Verwirrung (15), Familienprobleme (4), Krankheit (3) und Angst vor Schande (1). Es machten doppelt soviel Männer wie Frauen ihrem Leben ein Ende. Regional verteilten sich diese Fälle wie folgt: Kairo 10, Alexandria 9, Assiut 8, Port Said 4 – etc.

23 der Selbstmordkandidaten, die Selbstmord versuchten (4) oder begingen, waren verheiratet, 17 geschieden und 2 verwitwet. 15 waren Analphabeten, 17 hatten nur geringe Schulbildung, 7 hatten Abitur (secondary school).

11 Personen töteten sich mit Feuer, 8 mit Gift, 9 sprangen in den Tod, 6 erhängten und 2 erschossen sich.

Selbst wenn man davon ausgeht, daß die tatsächliche Zahl der Selbstmorde zehnmal höher liegt als die gemeldete, ist sie verglichen mit anderen Ländern immer noch sehr niedrig.

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Bewässerung begünstigt Ausbreitung der Bilharziose und der Malaria
aus: "Ärzte Zeitung" Nr. 199 vom 10.11.1988
(ohne Autorenangabe)

Papyrus-Logo Nr. 2/89, p. 50

Göttingen (pid). Weltweit sind heute rund 250 Millionen Menschen an Bilharziose erkrankt. Und die Zahlen steigen. In Ägypten etwa leiden inzwischen rund 90 Prozent der Landbevölkerung im Nil-Delta an der schweren Krankheit, die von im Wasser lebenden Saugwürmern, den Schistosomen, übertragen wird. Mit jedem neuen Bewässerungsprojekt breitet sich die Seuche weiter aus.

Das berichtete der Leiter des Institutes für Allgemeine und Tropenhygiene an der Universität Göttingen, Professor Dr. Wolfgang Bommer, während eines interdisziplinären Symposiums zum Thema "Wasser in Trockengebieten" in Göttingen. Rund 250 Mediziner, Ingenieure, Agrarwissenschaftler und Entwicklungshelfer befaßten sich mit den negativen Auswirkungen der Bewässerung.

Wenn von Bewässerungsprojekten in den Trockengebieten der Erde zur Erhöhung der pflanzlichen und tierisches Nahrungsmittelproduktion die Rede ist – wer denkt da nicht an sattes Grün, wohlgenährte Schlachttiere und bessere Ernten!

Doch anders als die Vorteile der Bewässerung vorher unfruchtbaren Landes seien die negativen Auswirkungen von Staudämmen, Wasserspeichern, Tiefbrunnen und bewässerten Feldern nicht nur den verantwortlichen Politikern in den Entwicklungsländern, sondern auch westlichen Wissenschaftlern oft nicht bewußt, meint Dr. Diethard Mai vom Forschungszentrum für tropische und subtropische Agrar- und Forstwirtschaft an der Universität Göttingen.

Neben zum Teil folgenschweren sozialen Auswirkungen und ökologischen Schäden, etwa der Versalzung, bereiteten Bewässerungsprojekte oft auch große gesundheitliche und hygienische Probleme. Vor allem in den Tropen, meinte der Tiermediziner Professor Dr. Horst Seifert von der Universität Göttingen, könne Wasser an vorher trockenen Standorten oder falsche Bewässerung verheerende Folgen für die Gesundheit von Mensch und Tier haben.

Als Beispiel nannte Seifert die Philippinen. Dort habe man, um Kleinbauern bessere Gewinne zu verschaffen, eine Anbaumethode eingeführt, bei der ganzjährig Reis gesät, gepflanzt und geerntet wird. "Da muß das ganze Jahr über Wasser fließen. Doch damit sind auch ständige Brutplätze für Malariamücken vorhanden. Ich habe die Frauen auf den Feldern gesehen. Sie konnte sich der Mücken überhaupt nicht erwehren."

Bommer weiter: "In Afrika gibt es heute kein Gewässer mehr, in dem man baden kann, ohne Bilharziose zu bekommen." Und durch jeden neuen Staudamm, jede Bewässerungsanlage verschlimmere sich die Lage. Alle Gewässer seien voll winziger Schistosoma-Larven.

Beim Baden oder Fischen bohren sich die Würmer durch die Haut, breiten sich aus und vermehren sich. Das klinische Bild schildert Bommer so: "Krampfartige Schmerzen des aufgeblähten Leibes sind die Folgen von Wurmwucherungen in Blase oder Darm. Auch Leber, Milz und sogar das Zentralnervensystem können befallen werden."

Alle Pläne zur Bekämpfung der Seuche seien bisher mehr oder weniger erfolglos gewesen. Es gebe keine wirksame Prophylaxe; auch Versuche, die Zwischenwirte der Würmer, eine Wasserschneckenart, zu bekämpfen, hätten nur vorübergehend Erfolg gehabt.

Wie schwer es ist, die Bilharziose einzudämmen, schilderte Bommer am Beispiel der ägyptischen Oase El Fayoum. In einem Großprojekt war dort von 1969 bis 1972 in allen Gewässern das für Menschen und warmblütige Tiere unschädliche Schneckenbekämpfungsmittel Bayluszid® verteilt worden. Kurzfristig habe dies zwar zu einem Rückgang der Erkranktenzahlen geführt. Doch schon 1984 sei die Bevölkerung wieder so hoch durchseucht gewesen wie vorher.

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Ägypten startet einen nationalen Kreuzzug gegen die Plage der Bilharziose
aus "Le Progres Egyptien" vom 5.3.1997
von Safaa Kanj

Papyrus-Logo Nr. 5—6/97, p. 21

In Ägypten beginnt diese Woche ein nationaler Feldzug gegen die Bilharziose, eine Plage, von der 5 Millionen Einwohner betroffen sind und die den Staat jährlich 300 Millionen Dollar kostet.
Der erste Dolchstoß wird Samstag mit einer zweiwöchigen Kampagne gesetzt, bei der es um die Verteilung von Medikamenten und um Reihenuntersuchungen an Schülern vor allem der ländlichen Regionen geht, die etwa zur Hälfte an dieser Krankheit leiden, erklärte der Gesundheitsminister Ismail Sallam den Journalisten.

Die Bilharziose ist ein von Wasserschnecken beherbergter Wurm, der durch die Haut des menschlichen Körpers eindringt und dessen Larven das Venensystem befallen, was schwere Erkrankungen der Leber, der Blase und des Darmes hervorruft.

Diese Kampagne liegt einige Wochen vor dem Eintreffen einer Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die Ergebnisse von Forschungsarbeiten ägyptischer Wissenschaftler begutachten will, bei denen es um die Entdeckung eines Impfstoffes gegen diese Krankheit ging, von der 200 Millionen Menschen in 76 Ländern betroffen sind. Das Programm zur Bekämpfung der Bilharziose in Ägypten (PRB) hat 1995 damit begonnen, Impfstoffe an menschlichen Geweben zu testen und wird, wenn sich die Tests an Ratten als positiv erweisen sollten, diese an Freiwilligen erproben, erklärte der technische Direktor des Projektes, Herr Nabil Gabal.

Er erläuterte auch, daß das Komitee der WHO, wenn es im Mai in Kairo sein wird, einen Impfstoff aus den bisher neun dafür vorliegenden Präparaten auswählen wird; drei von diesen sind in Ägypten, die anderen in Frankreich, Brasilien und den USA entwickelt worden.

Der Impfstoff werde dann in das nationale Gesundheitsinstitut der USA nach Maryland gebracht, wo es im Laufe von zwei Jahren auf seine Wirkung und Nebenerscheinungen untersucht werden soll, besonders ob es krebserregend sei, unterstrich Herr Galal. Danach müßten Erfahrungen am Menschen gesammelt werden.

"Ich bin zuversichtlich, da sich die Tests an menschlichen Geweben als Positiv erwiesen haben. Aber noch sind wir erst am Anfang des Weges. Wir benötigen mindestens noch vier Jahre, bis wir einen Impfstoff haben werden. Das wird also nicht vor dem Jahr 2000 sein", fügte Herr Galal hinzu.

Jedes Jahr sterben 200.000 Menschen an Bilharziose und 600 Millionen sind von ihr bedroht, besonders die, die an den Ufern von Flüssen und Seen in Ägypten, Kenya, Brasilien und dem Sudan leben.

Es gibt vier Arten von Würmern, die Bilharziose hervorrufen. Die geläufigsten sind das auf der Welt am meisten verbreitete Schistosoma Haematobium und das Schistosoma Mansoni. Die erste Art ruft Blasenkrebs und Nierenkrankheiten hervor, die zweite greift die Milz, die Leber, den Darm und die Speiseröhre an.

Nach den Schätzungen des PRB im Jahr 1996 hat die Bilharziose 8,3% der Ägypter gegenüber 40% vor 15 Jahren befallen, worunter sich Schüler auf dem Lande (50%) und die Bauern befinden.

Die nationale pharmazeutische Industrie hat dieses Jahr einen Sirup auf der chemischen Basis einer im Ausland produzierten sehr bitter schmeckenden Tablette in den Handel gebracht, dessen Einnahme die Kinder allerdings wegen seines Brechreiz verursachenden Geschmacks verweigern.

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El-Salam-Hospital in Hurghada eröffnet
von Dagmar Gran

Papyrus-Logo Nr. 11—12/98, p. 44

Am 12. Oktober wurde in Hurghada das El-Salam-Hospital offiziell eingeweiht.

Die Idee zur Einrichtung dieses Privathospitals entstand vor ca. 6 Jahren, und die Intention der Betreiber ist es, in dieser touristisch gut erschlossenen Gegend qualitativ hochwertige medizinische Versorgungsmöglichkeiten anzubieten, sowohl was die personelle Ausstattung und das Niveau der ärztlichen Versorgung betrifft, als auch in Bezug auf die medizintechnische Ausstattung.

Das Hospital mit insgesamt 75 Betten verfügt über eine 24-Stunden-Notaufnahme, die für die Behandlung einfacher Notfälle gerüstet ist, aber auch über eine kardiologische Intensivstation sowie eine chirurgische Notfallstation mit je 4 Betten. Fünf OP-Säle stehen zur Nutzung bereit; sämtliche Räume sind klimatisiert.
Die in der Klinik vertretenen Fachrichtungen sind u.a. Innere Medizin, Allgemein- und Unfallchirurgie, Orthopädie, Kindertraumatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, HNO, Neurochirurgie und Zahnheilkunde.
Der Diagnostik steht modernste bildgebende Technik zur Verfügung und demnächst auch ein Computer-Tomograph und ein Magnetresonanztomograph.
Für potentielle Patienten von besonderem Vorteil ist die Tatsache, daß die 14 "Consultants" (qualifizierte Fachärzte im britischen Ausbildungssystem) und 7 "Specialists" (s.o.) alle in der Nähe des Hospitals wohnen und damit binnen kürzester Zeit von den Diensthabenden gerufen werden können.

Dr. Helmy, der ärztliche Leiter des Hospitals, sieht eine besondere Stärke seiner Klinik darin, daß die technischen und personellen Voraussetzungen gegeben sind für die Behandlung von schweren Mehrfachverletzungen und für die Bewältigung von Massenunfällen. Entsprechend wurden in den Wochen vor der Eröffnung Trainingskurse für Pflegekräfte durchgeführt, die Rettungswageneinsätze des Hospitals fahren werden. Einer von 3 Wagen ist bereits im Einsatz. Eins dieser Rettungsfahrzeuge ist mit Allradantrieb ausgestattet und für Rettungen in schwierigem Gelände geeignet.

Der Initiator des Hospitals, Herr Hwaidak, ist Hotelier in Kairo und Hurghada, und Tourismus und Klinik stehen in engem Zusammenhang. Speziell für Nierenkranke, die auf mehrfache Blutwäschen pro Woche angewiesen sind, werden beispielsweise Urlaubsaufenthalte in Kombination mit der Nutzung der Dialysestation der Klinik angeboten. Touristen werden die Hauptnutznießer der medizinischen Einrichtung sein. Insbesondere für Taucher ist wichtig zu wissen, daß bei Tauchunfällen zusammengearbeitet wird mit dem Marinehospital Hurghada, welches über eine Druckkammer verfügt.

Für die medizinische Allgemeinversorgung in der Region steht ein Regierungskrankenhaus zur Verfügung, das in den letzten Jahren neu ausgestattet wurde und zur Zeit renoviert wird.

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